Referenzen


Elsbethstraße 12

Es gibt nicht viele Arbeiten im Leben, die einem einen Muskelkater im Lachmuskel bescheren. Während der Entdeckung der Deckenmalereien in der Elsbethstraße 12 hatten meine Kollegin und ich drei Tage lang einen Muskelkater im Gesicht vom Dauerfreuen.


Von außen ein eher durchschnittliches Wohngebäude im Leipziger Norden beherbergt die Elsbethstraße 12 einen außergewöhnlichen Schatz. In einer Wohnung in der ersten Etage befanden sich um das Jahr 1885 vermutlich die Schauräume des Dekorationsmalers Richard Bachmann. Dies ist das Ergebnis einer Recherche der Denkmalpflege. Es handelt sich um insgesamt 50 qm qualitätvolle und gut erhaltene Ölmalerei an Zimmerdecken, verteilt auf vier Räume von maximal je 16 qm Größe. Ein Zimmer in Neobarock, ein Zimmer in Neorenaissance, ein Zimmer mit verschiedenen Materialimitationen sowie eine qualitätvolle Holzimitationsmalerei mit aufliegenden Grotesken.


Die Malereien wurden durch Zufall in einer Arbeitspause entdeckt. Ein klitzekleines Stück einer gemalten Stuckkonsole schaute im Korridor unter zerfetzter Tapete hervor und weckte unsere Neugier. Die folgenden drei Tage entfernten wir mit staunenden Augen die Tapeten und Kleisterschichten. Die anschließende Restaurierung fand von November 2002 bis Februar 2003 statt.


Friedrich-Ebert-Str. 70

Vor Beginn der Sanierungsarbeiten befand sich das Gebäude Friedrich-Ebert-Straße 70 in einem beklagenswerten Zustand. Das um 1880 errichtete gründerzeitlich Eckgebäude wies gravierende bauliche Mängel aufgrund jahrzehntelanger Verwahrlosung auf. 

Auch das eigentlich großzügige Treppenhaus war wenig einladend. Die Wände dick mit Tapete beklebt oder mit grauer Latexfarbe überstrichen, welche aufgrund der Feuchtigkeit abblätterte.


Eine restauratorische Befunduntersuchung brachte jedoch eine reizvolle Gestaltung und einen wahrhaften Schatz im Eingangsbereich zum Vorschein. Oberhalb eines breiten Stuckgesimses befand sich ein Putzfeld von langgestreckt-rechteckigem Format. Genau dort wurde eine interessante Groteskenmalerei gefunden und im Zuge der Sanierungsarbeiten restauriert.


Auch im Treppenhaus wurde man in mehreren Farbschichten fündig. Zur bauzeitlichen Erstausstattung gehörte eine Dekorationsmalerei im Treppenhaus, welche aus zahlreichen Linien, Bändern und Schablonenbordüren bestand.


Münzgasse 18–20

Das Gebäude Münzgasse 18–22 (Schramms Hof) mit seiner markanten italienisierenden Neorenaissance-Fassade ist ein überdurchschnittlich repräsentatives bürgerliches Mehrfamilienhaus in zentrumsnaher Leipziger Lage in der südlichen Vorstadt. Das Doppelhaus verfügt über zwei identische Hauseingänge und eine mittig gelegene Hausdurchfahrt, welche mit einem schmiedeeisernen Tor versehen ist. Den Hauseingangstüren nach innen schließt sich ein großzügiges Vestibül zu ebener Erde an.


Zum Zeitpunkt der restauratorischen Befunduntersuchung waren sämtliche Wand- und Deckenflächen einfarbig übertüncht. Stichprobenartige Untersuchungen ergaben jedoch Hinweise auf eine einst sehr reichhaltige Ausgestaltung des Gesamttreppenhauses unter Verwendung großflächiger Freihandmalereien. Die Restaurierungsarbeiten fanden von November 2003 bis Februar 2004 statt.


Schwerpunkt der Freilegungsarbeiten waren die oberen Abschnitt der Wandfelder mit ihren figürlichen Darstellungen. Dabei stellte sich heraus, daß beide Hausaufgänge zur Erbauungszeit identisch gefaßt waren, es später zu einer polychromen Übermalung der figürlichen Darstellungen kam, welche sich jedoch aufgrund der unterschiedlichen Bauzustände in einem Haus besser und in dem anderen schlechter erhalten hatte. Aus diesem Grund wurden im Haus 18/20 die malerische Erstfassung mit ihren oliv-roten Porträtdarstellungen restauriert, im Haus 22 die Zweitfassung derselben Motive als polychrome Malerei. Die unteren Wand- und Sockelflächen mit ihren Linier- und Schablonierarbeiten und die Marmormalerei im unteren Sockelbereich wurde rekonstruiert.

Die Decken zeigen einen von Beschlagwerk gerahmten kreisrunden Himmelsausblick. Er wird von Puttenköpfen und floral-abstrakter Ornamentik gerahmt. 


Kreuzstraße 1c

Das Gebäude Kreuzstrasse 1c ist ein überdurchschnittlich repräsentatives bürgerliches Mehrfamilienhaus in zentrumsnaher Leipziger Lage inmitten des sogenannten Druckerviertels. Zum Zeitpunkt der restauratorischen Befunduntersuchung waren sämtliche Wand- und Deckenflächen einfarbig übertüncht. Stichprobenartige Untersuchungen ergaben jedoch Hinweise auf eine einst sehr reichhaltige Ausgestaltung des Gesamttreppenhauses unter Verwendung großflächiger Freihandmalereien. Die auf Wunsch der Bauherrschaft im Zuge der Generalsanierung durchgeführten Restaurierungsarbeiten fanden von Mai bis August 2005 statt.


Die Malereien auf den Gewölbeflächen wurden vollständig mühevoll freigelegt und ließen Himmelsmotive mit verschiedenartigen Blütenranken hervortreten. Die Lünetten oberhalb des oberen Wandgesimses wurden ebenfalls freigelegt und beides im Bestand restauriert. Die Wand- und unteren Sockelflächen mit ihren Schablonierarbeiten und der Marmormalerei im unteren Sockelbereich wurden rekonstruiert.


Die Malerei auf den Gewölbedecken war von Setzungsrissen durchzogen, ein festhaftender bräunlicher Belag (wohl eine Mischung aus Firniß, Schmutz und Ruß) verfälschte die Originalfarbigkeit und ließ die Gesamtgestaltung blasser und fader erscheinen als sie eigentlich war. Die hinterste Gewölbedecke war besonders schwer geschädigt, da hier einst über Jahrzehnte eine Gasleuchte hing, welche die Malerei besonders schwer verrrußt hatte. So entschlossen wir uns, den Himmelsfarbton, welcher kaum noch erkennbar war, komplett neu zu hinterlegen.


Waldstraße 50

Das Gebäude Waldstrasse 50 ist ein kleines villenartiges Mehrfamilienhaus in zentrumsnaher Leipziger Lage inmitten des Waldstraßenviertels. Die Fassade ist im Stil der italienischen Renaissance gehalten. Das bossierte und mit Putznuten versehene Sockelgeschoß trägt in der ersten Etage eine in Putz geritzte Klinkerimitation. Besonders hervorhebenswert ist das von Konsolen getragene Traufgesims. Im zweiten Geschoß befinden sich zwischen den Wohnungsfenstern große glatte Putzflächen, welche einstmals in Sgraffito-Technik gestaltet worden waren.

Auf der Basis der Zeichnungen in der Bauakte, der abgenommenen Pausen von der Fassade sowie von Analogiestudien wurden Entwürfe für eine Rekonstruktion gezeichnet. Sie zeigen einen auf einem Podest stehenden Knaben, welcher ein Schild mit Inschriften trägt. Er wird flankiert von zwei Schwänen nebst Füllhörnern. Oberhalb finden sich Kranzgebinde mit Schleifen und Ranken.


Die nahezu quadratischen Flächen zwischen den Stuckkonsolen am Traufgesims sowie am turmartigen Treppenhausanbau wurden in einer Art Federzeichnung als Stuckimitationsmalerei ausgeführt. Die äußeren schmalen Putzfelder waren ohne erhaltenen Befund und wurden aufgrund von Analogiezeichnungen nachempfunden.


Zu Beginn der Sanierungsarbeiten stellten sich die Sgraffito-Flächen als weitflächig abgewittert dar. Von der einstigen feinen Linienzeichnung warenn nur noch grobe schwarz-weiße Flächen erhalten. Die vorhandenen und noch erkennbaren Fragmente im oberen Teil wurden abgepaust. nach Einblick in die Bauakte mit ihren Bauzeichnungen aus der Erbauungszeit (siehe untenstehende Fotos) wurde das einstige Ausmaß der malerischen Putzritzungen (Scraffito) erkennbar. Leider waren die dortigen Zeichnungen nur sehr klein und skizzenhaft. Die Arbeiten zur Rekonstruktion der Scraffito-Flächen fanden mit Unterbrechungen von Juni bis September 2006 statt.

Restauratorische

Befunduntersuchungen

Durchgeführte Befunduntersuchungen

Bei einer restauratorischen Befunduntersuchung ist es das Ziel, in einem Gebäude historische Farbschichten und Gestaltungen freizulegen und zu dokumentieren. 

Denn eine farbige Fassung und teilweise aufwändige Dekorationsmalerei gehörten noch vor einigen Jahrzehnten zum Standard bei Wohngebäuden.


Neben einer Wandgestaltung aus der Erbauungszeit finden sich häufig noch weitere Farbfassungen aus den nachfolgenden Jahrzehnten - in der Regel wurde einfach die vorhandene alte Wandgestaltung übertüncht. Dabei gilt die Faustregel, daß ungefähr alle 10-15 Jahre ein Haus neu dekoriert wurde. Bei frühgründerzeitlichen Häusern können also auch schon einmal sechs gestaltete Wandfassungen übereinander liegen.


Diese freizulegen, voneinander zu trennen und zuzuordnen und zu dokumentieren ist Aufgabe eines Restaurators. Aufgrund der häufig schlechten Bauzustände ist dies eine zeitaufwände und schlecht zu kalkulierende Arbeit. In der Regel ist von 3-5 Arbeitstagen vor Ort auszugehen.


Bei der Dokumentation werden die freigelegten Bereiche fotografiert, vorhandene Muster abgepaust und die Farbtöne festgehalten. Wand- und Deckengliederungen werden vermessen und ihre Beziehungen untereinander bestimmt.


Die Vergütung für eine solche restauratorische Untersuchung richtet sich demnach nach dem Alter des Gebäudes, der Anzahl der zu erwartetenden Farbfassungen sowie der verwendeten Anstricharten.

Raumgestaltungen nach eigenem Entwurf


Im Gebäude Rosslauer Straße 1 war die Aufgabenstellung, einen sehr schmalen langgestreckten Eingangsbereich mit großer Raumhöhe gestalterisch aufzuwerten.

Dazu wurden die fast vier Meter hohen Wandflächen in drei horizontale Bereiche eingeteilt. Im untersten Bereich, neben den Steinstufen, wurde eine kräftige Bossierung gemalt. Der mittlere Wandbereich oberhalb der Steinstufen (ebenerdig Erdgeschoss) wurde mit einer gemalten Balustrade vor einem blauen Himmelshintergrund gestaltet. Am rechten und linken Rand befindet sich eine gemalte Säule, welche optisch die Decke stützt. Aufgelockert wird das Ganze durch rankenden Wein und Efeu.

Der blaue Himmelsfarbton an den Wänden weitet den Raum, die senkrechte und vertikale Gliederung nimmt dem Raum die Höhe.

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